GIVE / Franz Nahrada Reflexionen2017 |
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Up to: GIVE/Jahresberichte Nach einem sehr lebhaften Jahr fällt die Bilanz der Aktivitäten der GIVE Forschungsgesellschaft sehr ernüchternd aus. Der gesamte Zeitraum des Jahres 2016 und auch die Periode bis Juli 2017 waren eher davon dominiert, befreundete Projekte zu unterstützen, insbesondere OpenLandLab, Transition und Unavision. Das Resultat ist ein Streit über Sinn und Richtung des SmartCountry Prozesses mit OLL Betreiber Leopold Zyka, sein Rückzug von der Position des GIVE Vorsitzenden, kaum ein Erfolg mit UnaVision in Österreich, ein vollkommen überbeanspruchter und ausgebrannter Transition Kernkreis, und eine permanente Verschiebung eigener Vorhaben wie SmartCountry/BreitbandAmLand (Yspertal) etc. GIVE, so die traurige Wahrheit, hat so gut wie gar nicht an der eigenen Identität gearbeitet. Der Vereinsmantel hat sich als unabdingbar bei der Abwicklung von Projekten erwiesen, aber die notwendige Identifikation und der notwendige kollektive Prozess für eine GIVE Forschungsgesellschaft und ihr komplexes Selbstverständnis sind total auf der Strecke geblieben. Während es eine Menge Menschen gibt, die in irgendeiner Form Solidarität dokumentieren (sei es dass es tatsächlich noch Menschen gibt die einen monatlichen Beitrag entrichten, sei es dass sie für die Aufrechterhaltung technischer Infrastruktur sorgen, sei es dass sie ab und zu mal ein ermunterndes Zeichen schicken) so ist doch das Selbstverständnis und die Motivation und Identifikation von wirklichen Mit-Gestaltern kaum vorhanden. Eher ist es fast ein Erbarmensprinzip, das hier am Werk ist. GIVE Projekte, so erfolgreich und sichtbar, werden eher im Netzwerk mit anderen Institutionen abgewickelt, woran im Prinzip nichts schlechtes ist, was man zum Beispiel am abgeschlossenen Projekt "Campus Osttirol" mit Helmut Leitner, David Röthler und Elisabeth Ziegler sieht. Auch die laufenden Projekte "Zukunftslernorte" (mit Helmut Leitner und GIVE-Ausnahmeerscheinung Franz Steinwender) und "DorfUni" (mit Fritz Hinterberger und dem SERI) können auf der Positivseite stehen, wenngleich der Fortschritt aufgrund der geringen Mittel noch eher im Schneckentempo erfolgt. Auch die SmartCountry Affaire hat zumindest eine neue Verständigung mit dem Institut für Paradiesgestaltung ergeben und auch eine interessierte Community. Und in den einschlägigen Arbeitsgruppen auch die Chance, zum Beispiel das alte Architekturthema wiederzubeleben. Aber das alles wird eher tiefer in den Burnout führen, wenn auch von Seiten der GIVE Forschungsgesellschaft nicht eine kritische Masse an MitgestalterInnen existiert, die die Vielfalt der abzudeckenden Aufgaben einigermaßen zu bewältigen imstande ist und dabei auch eine konsistente Botschaft aussendet. Die GIVE Agenda ist relativ komplex und lässt sich nicht in einem Satz zusammenfassen, sie bedarf einer internen gemeinsamen Qualifikationsarbeit und einer gewissen personellen Mindestbasis. Nur dann wird eine wirklich fruchtbringende Weiterarbeit möglich sein, wenn ein gemeinsamer Rahmen abgesteckt und konsensiert ist. Im Gespräch mit KarlTrischler, der seine Bereitschaft durchblicken ließ, als neuer Vorsitzender in GIVE aktiv zu werden, hat diese interne Qualifikation und die Existenz von weiteren Personen eine entscheidende Rolle gespielt. Ich habe aber zu bedenken gegeben, dass es bei einer solchen Phase der Gewinnung von "Magic Five" eine wichtige Rolle spielt, Grundsatzfragen zu klären und die Erfahrungen aus Streitigkeiten, wie sie beispielsweise mit UweChristianPlachetka und LeopoldZyka aufgetreten sind, in eine Präzisierung der eigenen Position einfließen zu lassen. Genau das möchte ich also im folgenden versuchen und begründen. Ich möchte den inneren Zusammenhang der verschiedenen Stränge meines Denkens, des großen Projektes, das am Ausgangspunkt von GIVE gestanden ist und steht, darlegen. Ich bin vollkommen aufgeschmissen, wenn diese Darlegung keine Resonanz findet oder wiederum nur zum Objekt spitzfindiger Zynismen wird. Ich erkläre, dass ich an Debatten die sich im Kreis drehen kein Interesse habe und lieber mit einer sehr kleinen Zahl von Menschen arbeite, die die folgenden Überlegungen teilen und für ihre Arbeit innerhalb eines wirklich substanziellen teiligen Prozesses zur Grundlage und fruchtbringend machen können. Wer mich kennt weiß dass das nicht meine Fähigkeit zur Netzwerkbildung tangiert, im Gegenteil: gerade diese Klarheit und Verankerung macht es möglich, jede Menge punktuelle Allianzen mit Menschen zu schmieden, die vielleicht nur einen Teilaspekt sehen oder mit ihm übereinstimmen können. Die Überlegungen sind unpopulär und widersprechen dem Zeitgeist an vielen Punkten, zugleich sind sie das Resultat der Auseinandersetzung mit vielen Freunden und Mentoren im Denken, denen ich an dieser Stelle pauschal danken möchte. Und nun zur notgedrungen extrem komprimierten Darlegung selbst:
http://www.give.at/home_a.htm
Ausgangspunkt von GIVE ist der Umstand, dass es eine antizipierte Wirkung der globalen Informations - Netzwerke gibt, die nach einer Phase der Dominanz und Zentralisierung ("Global Cities") eine Phase der massiven Dezentralisierung und Autarkie einleiten helfen können. Das heißt, dass die Leistungsfähigkeit regionaler Systeme in der Landfläche dieses Planeten durch freien globalen Wissensaustausch exponentiell zunimmt und diese in die Lage versetzt, immer mehr Probleme der menschlichen Daseinsbewältigung von der Abhängigkeit von den Metropolen zu entkoppeln - Vorausgesetzt, es gelingt, die in den Metropolen konzentrierte Wirtschaftskraft in diesen Prozess der Dezentralisierung konstruktiv einzubinden.
In einer planetaren Perspektive bedeutet solch eine Dezentralisierung eine mehrfache Chance, den akkumulierten Wirkungen der ökonomischen, Ressourcen- und Klimakrise eine höchst wirksame Alternative gegenüberzustellen.
Auch wenn wir nur eine kleine Gruppe sind, so ist es wichtig festzuhalten, dass ein Systemwandel nicht einfach passiert, sondern dass die bewusste Perspektive zugleich Hoffnungskraft und Handlungsleitfaden ist. Aber es geht bei dieser bewussten Perspektive selbst um innere Balance und Komplexität, erst dann ist katalytische politische Intervention und ein das Forschungsgeschehen anleitendes korrektes Erkenntnisinteresse möglich.
Wenngleich der Gesundungsprozess unseres planetaren "Körpers" (und damit auch unser eigener) am Ausgangspunkt steht, so steht und fällt dieser Gesundungsprozess mit der "Zelle", für die wir immer wieder die Bezeichung "Globales Dorf" verwenden. Was ist damit gemeint? Jenseits der traditionellen Muster von Stadt und Dorf entstehen neue Formen menschliches Zusammenlebens, die man am besten als produktive Synthesen aus Stadt und Land beschreiben kann. Wesentlich ist, dass wir auch bei der Besiedlung der Fläche äußerste Rücksicht auf den vielgestaltigen Naturraum legen. Es kursieren ja für die Wiederbesiedelung peripherer Räume verschiedenste Modelle, die von ausgedehnten Familienlandsitzen bis hin zu urbanen Mikrokernen wie arcosanti reichen. GIVE ist kein Programm, das unter so offensichtlich verschiedenen menschlichen Lebensbedürfnissen eine hundertprozentige arbiträre Entscheidung durchzusetzen versucht; wir arbeiten mit verschiedenen Mustern, deren optimale Kombination wir anbieten. Mit unserer Intervention versuchen wir in eindimensionale und unzureichende Zukunftsvorstellungen zu intervenieren, und zuallererst den Raum der sinnvollen Möglichkeiten aufzumachen. Wir wollen keine Gestaltungsmacht, außer in kleinen exemplarischen Laborsituationen, um Dinge sichtbar zu machen, die die große Masse dann kopieren oder modifizieren kann. Was alle diese menschlichen Siedlungsformen der Zukunft einigen wird, ist, dass sie grosso modo mit dem globalen Netzwerk des Wissens und Könnens verbunden sind, das sich hinter den heute noch scheindominanten monopolistischen Einhegungsversuchen der Wissens. und Telekommunikationscommons immer deutlicher abzuzeichnen beginnt. Mit anderen Orten: jedes Globale Dorf liegt am Datenhighway, wie auch immer es gestaltet ist, und es erlaubt die gemeinschaftliche Rezeption und die produktive Umsetzung von Wissen in materielle Realität. Wenn wir jetzt rein bei der Form bleiben, die dafür optimal ist, so erleben wir möglicherweise einen Bedeutungswandel und eine Renaissance der traditionellen Kleinstadt, die ja immer schon ein Bindeglied zwischen den Menschen im ländlichen Raum und der großen weiten Welt war. Unsere Sympathien sind also nicht nur dort, wo sich Menschen mit Permakultur und Agroforrestry in die Natur hineinarbeiten, sondern auch dort, wo sie in großer Naturnähe urbane Dichte und damit einhergehend auch geringerem Material und Ressourcenverbrauch, kurze Wege und lokale Kreisläufe aller Art kombinieren. Nichts ist also abgeschmackter als die Frage "was ist ein globales Dorf?" die auf eine einzige physikalische Formel oder identifizierbare Gestalt zielt. Globale Dörfer gibt es nur im Plural, und keines wird dem anderen ähneln, weil es immer wieder neue Umweltbedingungen und Voraussetzungen produktiv zu integrieren gilt. Wir können lediglich ein paar allgemeine Charaktgeristika festhelten, die an anderer Stelle des öfteren schon genauer ausgeführt wurden:
Worauf es hier ankommt, ist, im Dialog von Architektur, Ökologie, Technologie/Verfahrenswissenschaften, Sozialforschung, Psychologie und vielen anderen Disziplinen neue Gestaltungsmöglichkeiten möglichst eindringlich und verständlich zu präsentieren,die Mensch- Natur-Beziehung wieder in den Mittelpunkt zu stellen und Funktionsmodelle kleinregionaler Systeme zu studieren, die wirklich leistungsfähige planetare "Zellen" hervorbringen. Dabei ist das Beste aus der urbanen Entwicklung mit einzubeziehen, vor allem was die Schaffung und Gestaltung öffentlicher Räume und dialogischer Begegnungsorte zwischen Menschen anbelangt. Und natürlich wird es drauf ankommen, zumindest einige wenige vebündete lokale Gemeinden beziehungsweise Gemeinschaften zu finden, die diesen Umgestaltungsprozess selber leben und modellhaft vorzeigen wollen.
Das Globale Dorf ist eine Hülle, in dem der Lebensprozess und die metabolische Beziehung von Mensch und Natur optimal abläuft. Oft habe ich den Ausdruck "Paradigma der Pflanze" gebraucht, um auf diese Qualität einer wirklich, wirklich integrierten lokalen Kreislaufwirtschaft hinzuweisen. Man stelle sich das neue menschliche Zuhause vor wie eine riesige Platane, einen großen Mutterbaum vor, der mit seinen Assimilationsleistungen alles Lebensnotwendige hervorbringt, Nicht nur die Räume in seinem Inneren die wir bewohnen, sondern auch die stofflichen gegenstände unseres Bedürfnisses und die Energien die uns wärmen, kühlen, transportieren etc. Natürlich ist diese Baum kein rein biologisches Artifakt, sondern eine technologische Konstruktion, ein großes Gebäude, das durchzogen ist von mannigfaltigen stofflichen kreisläufen wie ein Organismus von Adern. In diesen Adern spielen sich selbst erneuernde und reproduzierende Stoffkreisläufe ab. Im Limes ist das, was sich in einem solchen Kreislaufverbund zwischen Menschen tut, keine arbiträre innere Marktwirtschaft mehr, sondern ein sich verdichtendes Geflecht von jederzeit korrigierbaren und verbesserbaren stofflichen und energetischen Flüssen, zu denen alle beitragen und von denen alle leben. Sie werden beständig verbessert im freiwilligen Austausch der erfinderischen "Dörfer" der Weltgemeinschaft, die längst in allen wichtigen Lebensbereichen Entwicklercommunities hervorgebracht haben, anfangs noch mit starker Untzerstützung städtischer Industrien, aber zunehmend auf eigenen füßen stehend.
Eine solche quasi utopische Leitvision ist sehr hilfreich, wenn wir die natürliche Zukunft der Ökonomie auf diesem Planeten verstehen wollen. Sie hilft uns aber auch zu verstehen, wie viel unternommen wird um eine derartige Zukunft zu verhindern. Eine planetare kapitalistische Wirtschaft, die längst keinen angemessenen Ertrag durch Warenexporte mehr zu lukrieren vermag, weil die sinkenden Grenzkosten oder der fallende Wert der Produkte dies verhindern, hat sich in ein großes neo - feudales Bezollungsunternehmen verwandelt, dessen Nettoresultat die Gefangennahme der städtischen Massen in Illusion und Konsumismus, eine progressive Verarmung großer Bevölkerungsteile und ein Aufschwung von Gewalt und Terrorismus ist, während für Unterhalt und Unterhaltung der Megamaschine der Planet geplündert und zerstört wird. Es versteht sich von selbst, dass auf dieser prozessualen Ebene eine ganz große Notwendigkeit besteht, Koaltionen zu schmieden mit Institutionen, die von der erstarkenden Kraft der Gemeinschaften und ihrer lokalen Verankerung profitieren oder damit auch eine neue Richtschnur finden in einer Welt, in der der einzige Konsensus der Herrschenden das Ringen um den Platz in der Hierarchie der Mächte und Einflusssphären zu sein scheint. Diese Tendenz zur Monopolisierung ist, wie wir an der aktuellen politischen Entwicklungen (Trump) sehen, eine große Zerstörungskraft, die an sich immer wieder Möglichkeiten in sich bietet, eine im Monopolkampf unterlegene Kraft zur Stärkung der Gemeinschaften zu motivieren. Irgendwann habe ich gesagt, dass die Versorgung mit Überlebensmitteln und Mitteln der Autarkiegewinnung vielleicht der letzte große Markt der Menschheitsgeschichte sein wird. Es versteht sich von selbst, dass diese Mittel nicht ihrerseits fremdbestimmt und opak sein dürfen. Dass eine solche Strategie durchaus realistisch ist, sieht man in Fällen wie dem Automobilhersteller Tesla, der vor einigen Jahren angeboten hat seine Patente zu verschenken, um eine größere Basis zu finden, für das Elektroauto insgesamt und auch für den ganzen Kosmos an Zulieferprodukten. Freies Wissen ist die Existenzbedingung dezentrale Bildungs- und Entwicklungsarbeit, die wiederum den prozessualen Backbone der Globalen Dörfer ausmacht. Im einzelnen arbeiten wir auf folgende Entwicklungen hin:
Wir sind trotz praktischer Intention und Vision zuallererst eine Forschungsgemeinschaft, Wir unterstützen einander in der Flut des täglich auf uns einströmenden Wissens Richtung und Klarheit zu bewahren und wenn man so will uns auch nicht im Moment zu verlieren. Unsere Produkte sollen diese Richtung und diese Klarheit auch anderen vermitteln.
Ich habe in groben Zügen meine Position umrissen, und möchte natürlich an diesem Punkt testen,, inwieferne und wen diese Aussagen überhaupt berühren und motivieren. Dazu bitte ich, Dir ein paar Minuten für den folgenden Fragebogen zu nehmen. Danke und herzliche Grüße Franz Nahrada Generalsekretär GIVE
UweChristianPlachetka: (: Es wäre vielleicht von Vorteil, wenn diese angesprochenen Begriffsfelder und ihre logischen Verbindungen in ein Organigramm dieser Gedankenwelt überführt würden, damit dies in Neurath'scher Manier allgemeinverständlich darstellbar wird (so Einflußmatrix á là Frederic Vester) und zwar als Art "geistige Seekarte" damit jedes Mitglied eine Positionsbestimmung im Gedankenkosmos "Give" durchführen kann.)
Christian: Hallo Franz, hier ein Brainstorm zu deiner Reflexion:
in der Entfremdung des kapitalistischen Gesellschaft sind wir gewzungen, unsere Lebenszeit und Arbeitskraft bzw. Kreativität
der Verwertungslogik des anonymen Marktes zu verkaufen, wie wir auch zum Teil schon diskutiert haben. FritzHinterberger: Ich finde es wichtig, einen konzeptionellen Rahmen zu konstruieren, der aber möglicherweise etwas (zu) breit ist und überfordernd. Die Umsetzung in einer KLEINEN Forschungsgesellschaft scheint mir schwierig. GIVE kann so nur die "Spinne im Netz" sein. Wichtig ist aber, dass die Führung (also Franz) sich voll damit indentifiziert, was offenkundig der Fall ist. Die entscheidende Frage scheint mir zu sein, was trägt GIVE zum ganzen, größeren Netzwerk bei.
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