ECOVAST / Schwerpunkt Landschaft |
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betreut von ArthurSpiegler
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit „Landschaft“ reicht in Österreich weit in das 19. Jahrhundert zurück. Wenn man damals auch nicht genau das unter Landschaft verstand was wir heute darunter verstehen - auch Begriffe sind einem Wandel unterworfen -, so wurde doch der Anfang gemacht und die Richtung vorgegeben. Inzwischen hat fast jede Wissenschaftlergeneration, vonehmlich der Geographie, eine eigene Landschaftsdefinition erarbeitet, die dann von ihren Nachfahren verbessert oder zumindest verändert wurde - leider wurde sie nur selten vereinfacht. Der Begriff „Landschaft“ wurde erstmals 1598 gebraucht, als dieser Ausdruck von holländischen Landschaftsmalern entlehnt wurde („American Heritage Dictionary“, 3. Auflage). Früher wurde das Wort „Landschaft“ nur dazu verwendet, um eine Region, ein Stück Land zu kennzeichnen (aus The Face of Europe politische Perspektiven für europäische Landschaften, ECNC, Europäische Zentrum für Naturschutz, Serie der technischen Berichte, 2000). Landschaft ist ein Gebiet, wie es vom Menschen wahrgenommen wird, dessen Charakter das Resultat aus Aktion und Interaktion von natürlichen oder menschlichen Faktore ist. Aus: European Landscape Convention, Kap. 1, lit. a; Ministerkonferenz zur Eröffnung der Unterzeichnung und Ratifizierung der Konvention, Florenz. 20. Oktober 2000, herausgegeben vom Europarat, Strasbourg). Es gibt viele Blickrichtungen, aus denen man sich mit Landschaften befassen kann. Dies geschieht aus den unterschiedlichsten Anlässen, zu den verschiedensten Zwecken, mit unterschiedlichen Methoden, in unterschiedlichen Maßstäben und mit unterschiedlicher Detailschärfe. In jüngster Zeit hat das öffentliche und politische Interesse an den Landschaften stark zugenommen. Der Europarat hat um die Jahrtausendwende dem räumlich größten Natur- und Kulturerbe Europas, den Landschaften, durch seine Initiative „Europäische Landschaftskonvention“, den ihm gebührenden Wert zuerkannt. Er wurde in diesem Bemühen von europäischen, nationalen und privaten Gruppen, nicht zuletzt von ECOVAST (European Council on the Village and Small Town), unterstützt. Nach Ansicht des Europarates hat jede Landschaft ihren ganz spezifischen Wert, ganz besonders für jene Menschen, die in ihr leben. In diesem Sinne wird jedes europäische Land aufgefordert, alle seine Landschaften ernst zu nehmen - nicht nur seine landschaftlichen Berühmtheiten, wie die Landschaften seiner Nationalparke oder die UNESCO-Landschaften - und sie flächendeckend, in einem vergleichbaren Maßstab und mit vergleichbarer Methodik erfassen. Das zuständige Gremium an der Universität in Wageningen (Niederlande) ist gerade dabei, sich einen Überblick zu verschaffen, was diesbezüglich in den Ländern Europas geschieht (siehe Anhang 1). Zwei Länder haben ihre Aufgabe fulminant, allerdings mit einem großem Kosten- und Zeitaufwand erfüllt: es sind England und Slowenien und beide führten die Arbeiten im Wesentlichen in den 90er Jahren aus.
Einleitung eines Geographen Landschaftsfragen, so sollte man meinen, wären das Betätigungsfeld, das Geographinnen und Geographen auf den Leib geschneidert ist zumal sowohl die natürlichen, wie die kulturellen Faktoren, die Landschaft ausmachen und vor allem ihr Zusammenspiel, von entscheidender Bedeutung sind. Wieso dies - zumindest im heutigen Österreich und vermutlich im ganzen zentralen und östlichen Europa - nicht der Fall ist, wäre eine eigene Abhandlung wert, soll uns aber hier nicht weiter aufhalten. Der Wert dessen, was wir Landschaften nennen, sei für das heutige und künftige Leben in Österreich und Europa aber schließlich für die gesamte zusammenwachsende Welt festgestellt und erhellt aus den folgenden Darlegungen; immerhin beschäftigt sich weltweit die UNESCO und auf europäischer Ebene der Europarat mit Wesen und Geschick der Landschaften, unserer wahrgenommenen und verantworteten Lebensräume. Es mag interessieren, woher das primäre Interesse an Landschaften stammt, das so stark wur-de, dass daraus die Berufswahl wurde. Die Antwort resultiert aus einer Art Selbstanalyse und muss daher nicht von Allgemeingültigkeit sein. Und sie ist – oder scheint – einfach: aus Nei-gung, Erziehung (Bildung) und (wissenschaftlichem) Interesse. Natürlich können sich die Schwerpunkte innerhalb dieser Dreiteilung verschieben und tun es auch. Zur Zeit ist das Er-leben der Schönheit unseres Planeten Erde durch die Landschaften für mich ein besonders starkes Motiv. Zum Glück bin ich mit dieser Motivation nicht allein, wenn wir vielleicht auch eine Minderheit sind. Eine europaweit einschlägig aktive Gruppierung ist ECOVAST. Was ist und tut ECOVAST? ECOVAST (the European Council of the Village and Small Town) ist aus EUROPA Nostra hervorgegangen, einer Initiative zur Erhaltung des kulturellen Erbes. Während EUROPA Nostra seinen Arbeitsschwerpunkt in der Erhaltung des architektonischen Erbes sieht, be-schäftigt sich ECOVAST vornehmlich mit den ländlichen Räumen (und ihrer nachhaltigen Entwicklung), den Dörfern, Kleinstädten und eben den Landschaften. ECOVAST hat maßgeblich zur Initiative des Europarates „Europäische Landschaftskonventi-on“ beigetragen. Nun, da diese Konvention in Europa, bzw. jenen Ländern, die sie ratifiziert haben Gesetzeskraft erlangt hat (dazu müssen sie mindestens 10 Staaten ratifiziert haben), will ECOVAST den interessierten Bürgern und Bürgerinnen (der „zivilen Gesellschaft“) ein Hilfsmittel in die Hand geben, eigenständig und/oder unter Anleitung von Fachleuten initiativ zu werden und die Landschaften ihrer Länder in einem ersten Schritt zu erfassen. Dieses Hilfswerk ist der „Guide to Good Practice“ – ECOVAST Landscape Identification (siehe un-ten, ECOVAST Landschaften-Erfassung). Landschaft, lebendiges Erbe und Identität Europas Als was werden Landschaften heute auf europäischer Ebene gesehen? Der Europarat hat in mehrjährigen Expertenrunden für seine landschaftsbezogenen Arbeiten, vor allem der ELK (Europäische Landschaftskonvention) eine Definition erarbeitet, die mit einem, und nicht einmal einem langen Satz auskommt. Sie lautet: Unter Landschaft versteht man einen Teil der Erdoberfläche, der sich für den wahrnehmenden Menschen durch das Zusammenwirken seiner natürlichen und kulturellen Elemente von benachbarten Gebieten unterscheidet Diese Definition ist von mindestens dreifachem Interesse weil sie - der wahrnehmende Mensch Teil der Definition ist, - weil sie den Begriff Kulturlandschaft vermeidet und - weil sie der Definition von Humboldt – aus dem 19. Jh. – erstaunlich nahe kommt. Leider sind auf politischem Druck die Küstengebiete hinein reklamiert worden. Diese, so wichtig sie sind, sollten nicht Teil einer allgemeinen Definition sein; mit gleichem Recht könnten sich die Berggebiete hinein reklamieren oder die (großen) Flusstäler. Das „Phänomen Landschaft“ zeigt Europa in seiner gesamten Vielfalt ist aber zugleich das einigenden Band, das unseren Kontinent unverwechselbar macht. Es ist lebendiges Erbe, lebendige Geschichte des Umgangs mit und der Wahrnehmung des Menschen von seiner Umwelt; und zugleich Grundlage für die gedeihliche Zukunft. Regionalität und Landschaft sind eng miteinander verbunden und wer ein Europa der Regionen will tut gut daran, die Landschaften ernst zu nehmen. Genau das will auch die europäische Landschaftskonvention. Das wahre Wesen der Landschaften erschließt sich nur durch einen wirklich integralen An-atz; ihre natürlichen und kulturellen Elemente – einschließlich ihrer ideellen und spiriturellen Werte – müssen gleichwertig behandelt werden.
ist eine Initiative des Europarates. Sie ist viel mehr als ein Instrument zur Stärkung der Wahrnehmung und Verantwortung von Europas räumlich größtem Gut und Erbe gedacht, als ein rigides Schutzinstrument. Der Europarat ersucht mittels der Landschaftskonvention die Bevölkerung und alle Regierungen, die Landschaftsfrage ernst zu nehmen und ermutigt sie, die Landschaften
Auf europäischer Ebene befasst sich vor allem die Abteilung Raumplanung des Europarates mit ihrer Unterabteilung Landschaftskonvention mit diesem Thema. Mehrmals im Jahr tref-fen sich europäische ExpertenInnen (aus der Forschung, aus der öffentlichen Verwaltung und von einschlägigen Vereinen) in Strasbourg oder gezielt zu speziellen Themen in verschiede-nen Ländern (2004 z.B. in Rumänien und Asserbaidschan). Früher geschah dies, um die Landschaftskonvention zu erarbeiten und vor zu bereiten, heute um die optimalen Möglich-keiten ihrer Umsetzung zu besprechen. Die Befassung mit Landschaften auf europäischer Ebene ist – welchen Geographen wundert dies – eine Frage des Maßstabes, der Generalisierung und der Gesamtheitlichkeit des Ansatzes. (Das heißt, die Landschaftsfrage darf keinesfalls auf einen oder auf mehrere Teilaspekte reduziert werden und seien diese noch so wichtig, wenn andere außer Acht gelassen werden!). ECOVAST Landschaften-Erfassung, eine Anregung für die engagierte Zivilgesellschaft Landschaften gehen uns alle an! Wir leben in ihnen, sind ständig von ihnen umgeben, seien es Landschaften des ländlichen Europas (Landscapes), Stadtlandschaften (Townscapes) oder Meereslandschaften (Seascapes) – wieder einmal tut sich die englische Sprache leichter! Die Landschaftenfrage ist keineswegs nur eine Sache der Regierungen und der institutionalisierten Forschung, sondern auch der interessierten Öffentlichkeit, der Bürgerinnen und Bürger Europas. Deshalb unterstützt ECOVAST die europäische Landschaftskonvention und hat in ihrem Sinne eine Handreichung herausgebracht („A Guuide to Good Practice“ – ECOVAST Landscape Identification) damit interessierte Bürgerinnen und Bürger initiativ werden und in ihren Ländern die ersten Schritte zur Erfassung der Landschaften setzen können. Bisher haben nur zwei Länder aufgrund von Regierungsbeschlüssen und zu sehr hohen Kos-ten eine flächendeckende Landschaften-Erfassung durchgeführt: England und Slowenien. Der ECOVAST-Ansatz zur Landschaften-Erfassung trägt der oben erhobenen Forderung nach gleichwertiger Behandlung der kulturellen und natürlichen Landschaftselemente (inklusive ihrer ideellen und spirituellen Werte) Rechnung.
Ist ein wichtiger Beitrag von ECOVAST zur Europäischen Landschaftskonvention.
1. INTERREG LandschaftsSymposium 12.-15. Juli 2006 in Pernegg
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